Interview with Petra Drewer (German version)

Interview with Petra Drewer

pdrewerPetra Drewer hat eine Professur für Angewandte Sprachwissenschaft an der Hochschule Karlsruhe, Deutschland. Zu ihren Lehr- und Forschungsschwerpunkten, in denen sie auch vielfältige Beratertätigkeiten für Unternehmen und Institutionen wahrnimmt, gehören die mehrsprachige Dokumentationserstellung, Übersetzen/Übersetzungsmanagement sowie insbesondere Terminologielehre und Terminologiemanagement.

Prof. Dr. Drewer ist Vorstandsvorsitzende und Geschäftsführerin des Deutschen Instituts für Terminologie (DIT e.V.), Fachbeirätin des Deutschen Terminologie-Tags (DTT e.V.), Mitglied im DIN-Normungsausschuss Terminologie (DIN NAT) und im Rat für deutschsprachige Terminologie (RaDT) der UNESCO. Darüber hinaus ist sie aktives Mitglied der Gesellschaft für Technische Kommunikation – tekom Deutschland e.V., dem deutschen Fachverband für Technische Kommunikation.

Prof. Dr. Petra Drewer hat einen Diplom-Abschluss in “Technischem Übersetzen“ mit den Sprachen Spanisch, Französisch und Englisch sowie den technischen Nebenfächern Elektrotechnik und Maschinenbau und einen Doktortitel in Kognitiver Linguistik. Seit 2003 lehrt sie als Professorin an der Hochschule Karlsruhe in den Studiengängen „Technische Redaktion“ und „Kommunikation und Medienmanagement“. Die Schwerpunkte ihrer Lehre sind Angewandte Sprachwissenschaften, Professionelles Deutsch, Terminologiewissenschaft, Terminologiemanagement, mehrsprachige Dokumentationserstellung und Sprachmanagement.

Was für eine Rolle spielt Terminologie in der der deutschen Wissenschaft und Industrie?

Ich würde gern zwischen Terminologie, Terminologiewissenschaft und Terminologiearbeit unterscheiden.

Terminologie im Sinne von Fachwortschatz spielt nicht nur in Deutschland, sondern weltweit eine zentrale Rolle. Ohne Terminologie ist ein eindeutiges, effizientes Kommunizieren über fachliche Inhalte und Zusammenhänge nicht möglich. Ich bezeichne Terminologie bzw. einzelne Termini gern als „komprimiertes Fachwissen“. Hinter einem einzigen Terminus steckt oft eine sehr komplexe, umfassende Definition, die ohne ein großes Maß an Fachwissen nicht verständlich ist.

Was den wissenschaftlichen Aspekt angeht, so ist die Terminologiewissenschaft oder Terminologielehre immer noch eine recht junge Disziplin. Es gab zwar speziell im deutschsprachigen Raum schon im frühen 20. Jahrhundert verschiedene Arbeiten und Überlegungen, die wir heute zur Terminologiewissenschaft zählen würden, doch von einer eigenständigen wissenschaftlichen Disziplin kann man erst seit Ende des 20. Jahrhunderts sprechen. Genau das macht das Arbeiten in diesem Bereich so spannend: Es ist immer noch vieles in Bewegung und durch ihre interdisziplinäre Ausrichtung ist die Terminologiewissenschaft äußerst abwechslungsreich. Die Spanne reicht von linguistischen Betrachtungen, die primär die Benennungsebene, Wortbildung und Morphologie untersuchen, über ontologische Betrachtungen, bei denen die repräsentierten Begriffe und ihre Systematiken im Vordergrund stehen, bis hin zu informationstechnologischen Fragestellungen bezüglich der Verwaltung und Nutzung elektronischer terminologischer Datenbestände.

Wirtschaft und Industrie letztlich befassen sich aus praktischer Perspektive mit dem Thema. Sie nutzen für ihre Terminologiearbeit die Erkenntnisse und Methoden der Terminologiewissenschaft, um praktische Probleme zu lösen. Wenn ein Unternehmen oder eine Institution Terminologiearbeit betreibt, dann meist mit folgendem Ziel: Die Terminologie des Unternehmens soll geklärt, definiert und festgelegt werden, um Mitarbeitern und Kunden eine eindeutige Kommunikation zu ermöglichen. Zeitgleich ermöglicht ein effizientes Terminologiemanagement das Senken von Übersetzungskosten.

Was charakterisiert einen Terminologen oder wie würden Sie das Berufsprofil eines Terminologen definieren?

Bisher ist es immer noch die absolute Ausnahme, dass ein Terminologe tatsächlich einen Studiengang der Terminologiewissenschaft absolviert hat. Fast alle Terminologen in der Praxis sind Quereinsteiger – oft mit Abschlüssen oder Vorwissen aus den Bereichen Übersetzung, Technische Redaktion, Kommunikationsmanagement oder Linguistik. Es darf jedoch nicht übersehen werden, dass neben sprachlichen und terminologischen Kompetenzen das Fachwissen eine große Rolle spielt. Wenn jemand bspw. die Terminologie eines Unternehmens erfassen und definieren möchte, so wird dies nur gelingen, wenn er gleichzeitig ein hohes Maß an Produktwissen und Verständnis für die fachlichen (oft technischen) Hintergründe hat. Wie kann er sonst professionelle Quellenrecherchen durchführen, hochkomplexe Begriffe definieren oder Synonyme erkennen? Hinzu kommen noch Anforderungen auf den Gebieten Projekt- und Prozessmanagement sowie IT, denn Terminologieprojekte müssen in langfristig tragfähige Prozesse überführt werden und die gesamten Abläufe und die Verwaltung von Terminologie erfolgt IT-gestützt.

Was die Persönlichkeit bzw. die Soft Skills von Terminologen angeht, so glaube ich, dass strukturiertes, systematisches Arbeiten eine wichtige Grundanforderung darstellt. Darüber hinaus brauchen Terminologen ein gehöriges Maß an Durchsetzungskraft sowie gleichzeitig diplomatisches Geschick, da sie oft gegen Widerstände im Unternehmen arbeiten müssen.

Als Mitglied des Deutschen Standardisieungsausschusses und des Rates für deutschsprachige Terminologie, was ist Ihre Meinung zur internationalen Standardisierung im Bereich des Terminologieaustausches und wie sollten Entwickler und Standardisierungsgremien in diesem Hinblick zusammen arbeiten?

Der Bereich des Terminologieaustausches wird immer wichtiger, da immer mehr verschiedene Programme auf terminologische Bestände zugreifen und diese weiter verarbeiten. Dadurch wird natürlich auch die Etablierung von Standardformaten wie TBX immer wichtiger. Dachte man früher beim Stichwort „Terminologieaustausch“ v.a. an Translation-Memory-Systeme (TMS), die mit Terminologieverwaltungssystemen (TVS) zusammenarbeiten sollten, oder an den Austausch zwischen verschiedenen Terminologieverwaltungssystemen, so benötigen heute deutlich mehr Softwaretools Import- und/oder Exportmöglichkeiten für Terminologie, z.B. Controlled-Language-Checker, Maschinelle Übersetzungssysteme, Authoring-Memory-Systeme, Redaktionssysteme, Content-Management-Systeme, Enterprise-Resource-Planning-Systeme, Produktdatenbanken und viele mehr. Gleichzeitig spielt natürlich weiterhin der Austausch zwischen verschiedenen Terminologieverwaltungssystemen sowie die Schnittstellen zwischen TVS und TMS eine zentrale Rolle.

Aus diesem Grund versuchen Entwickler, Normungsinstitute sowie Verbände seit Jahren, die Standardisierungsbemühungen voranzutreiben. Das Problem ist jedoch, dass die Nutzer der Softwaretools sich gleichzeitig immer mehr Flexibilität wünschen und diese auch ausnutzen. Sie möchten keine vorgefertigten Strukturen für ihre terminologischen Datenbanken und Einträge, sondern unternehmensspezifisch zugeschnittene Lösungen. Dieser Wunsch nach Individualität ist natürlich schwer mit standardisierten Austauschformaten zu vereinbaren. Ich denke aber, dass schon aus Kostengründen Bewegung zu erwarten ist, denn kaum jemand kann es sich leisten, ständig neue Schnittstellen zu programmieren oder Datenverluste beim Austausch zwischen Systemen zu riskieren.

Obwohl Terminologie zunehmend an Wichtigkeit gewinnt, sind nicht alle von ihrer grundlegenden Rolle überzeugt. Wie kann Ihrer Meinung nach für Terminologie geworben werden?

In meiner Funktion als Beraterin für Unternehmen stelle ich in den letzten Jahren fest, dass viele Technische Redakteure und Übersetzer durchaus wissen, wie wichtig ein funktionierendes Terminologiemanagement für ihr Unternehmen wäre, sie aber nicht wissen, wie man ein solches Projekt angeht und in Prozesse überführt. Darüber hinaus stehen auch sie vor einer ähnlichen Frage, wie Sie sie mir gestellt haben: Wie überzeugen wir unsere Kollegen in anderen Abteilungen und vor allem auch Vorgesetzte und Entscheidungsträger von der Notwendigkeit der Terminologiearbeit? Denn sie wissen natürlich: Terminologiearbeit kostet Zeit und Geld und der ersehnte Return on Investment kommt nicht sofort und ist zudem schwer messbar.

Es sind also unterschiedliche Argumente notwendig, um die verschiedenen Beteiligten zu motivieren und zu überzeugen: Ein starkes finanzielles Argument ist das Senken von Übersetzungskosten durch die Standardisierung der Terminologie in der Ausgangssprache. Da viele Unternehmen ihre Texte in 20-50 oder sogar mehr Sprachen übersetzen (müssen), ist hier jedes Einsparpotenzial wichtig und willkommen.

Gleichzeitig trägt die Standardisierung in der Ausgangssprache dazu bei, dass Texte schneller und damit günstiger erstellt werden können (Bei Unsicherheit schlägt man in der Terminologiedatenbank nach und muss nicht stundenlang suchen und mit Kollegen diskutieren). Durch die Festlegung bestimmter Termini, die zudem klar definiert sind, steigt auch die Eindeutigkeit und Verständlichkeit der Texte – sowohl in der Ausgangs- als auch in den Zielsprachen.

Für Marketingverantwortliche ist es eine wichtige Erkenntnis, dass zur Corporate Identity eines Unternehmens nicht nur das Corporate Design gehört, sondern auch eine Corporate Language. Darüber denken viele gar nicht nach.

Nennen Sie uns bitte das Erste, was Ihnen in Zusammenhang mit folgenden Konzepten in den Sinn kommt?: “corporate identity, content development, content management, global communications, knowledge transfer, risk mitigation, translation, global market presence”.

Wow! Was für eine bunte Mischung!

Ich könnte vermutlich zu jedem dieser Punkte ganze Aufsätze schreiben, aber ich versuche mal, die Schlagworte zu strukturieren. Was mir sehr gut gefällt: Diese Schlagworte setzen Ihre Frage von eben fort, denn hier verbergen sich weitere wichtige Argumente für einen professionellen Umgang mit Terminologie. Viele Menschen erkennen nämlich die Verbindungen dieser wichtigen Themen zur Terminologie gar nicht.

Alles, was in den mehrsprachigen Bereich fällt (also z.B. translation, global communications, global market presence) steht in direkter Wechselwirkung zur Terminologie. Wenn professionell globalisiert und übersetzt wird, gehört ein Terminologiemanagement automatisch dazu. Wie eben schon erwähnt, trägt es zur Effizienzsteigerung und Kostensenkung bei. Terminologiemanagement ermöglicht zudem eine kürzere Time-to-Market bei neuen Produkten und es ist Teil der Vorbereitung für Expansionen in neue Märkte bzw. Globalisierungsmaßnahmen jeder Art

Zur Corporate Identity hatte ich ja eben schon gesagt, dass sie aus 2 Aspekten besteht: auf der einen Seite Corporate Design und auf der anderen Seite Corporate Language bzw. Corporate Wording. Oft investieren Unternehmen und Institutionen viel Geld in Layout und Typographie, vergessen aber, dass sie nicht nur „mit einem Gesicht“, sondern auch „mit einer Stimme“ auftreten sollten.

Was kommt mir in den Sinn, wenn ich Content Development oder Content Management höre? Zum einen ist auch hier eine klare Terminologie eine Grundvoraussetzung. Textbausteine aus einem Content-Management-System sind nur dann gut kombinierbar und wiederverwendbar, wenn sie sprachlich-stilistisch vereinheitlicht sind. Sonst wirken die erstellten Dokumente nicht wie aus einem Guss, sondern wie wilde Sammelsurien von Textbausteinen. Auch die Verwaltung von und der Zugriff auf Content/Inhalte basiert auf klaren terminologischen Festlegungen.

Zum anderen fällt mir spontan ein, dass ich mich schon oft gewundert habe, wie das Wort „Content“ verwendet wird. Auch im Deutschen verwendet man den Anglizismus „Content“, alternativ spricht man von „Inhalten“. Wenn ich dann also Sätze oder Phrasen höre wie „Contenterstellung“ oder „Ich erstelle/produziere Content“, dann frage ich mich, was das bedeuten soll. Der Hintergrund: Zunächst einmal muss man sich überlegen, welche Inhalte/Content vermittelt werden sollen. Danach prüft man, welche Form geeignet ist, um den jeweiligen Inhalt/Content zu transportieren. Das kann eine sprachliche oder eine graphische Form sein, sie kann statisch oder dynamisch sein. Was erstellt oder produziert wird, sind also Texte, Bilder, Videos o.Ä. Sie enthalten den gewünschten Inhalt, sind aber selbst keiner. Terminologen kennen diesen wichtigen Unterschied aus dem semiotischen Dreieck: Die Benennung ist die sprachliche Repräsentation des Begriffs. Und genau so braucht auch ein abstrakter Content eine physische Form.

Die Bereiche „risk mitigation” und Terminologie haben insofern miteinander zu tun, als terminologisch eindeutige Aussagen auch Gefahren und Risiken minimieren. Insbesondere die Eindeutigkeit und Verständlichkeit von Fachtexten steigen, wenn die verwendete Terminologie festgelegt und vereinheitlicht ist. Da die Dokumentation eines Produkts nicht nur Begleiter, sondern Teil des Produkts ist, können so Schadenersatzforderungen und Reklamationen reduziert werden. Und schlussendlich sind Kunden mit bedienfreundlichen, klar dokumentierten Produkten zufriedener, so dass das Image und die Akzeptanz von Produkten durch die verwendete Terminologie beeinflusst werden.

Wissensmanagement und Wissenstransfer letztlich hängen ebenfalls mit terminologischer Qualität zusammen, und zwar sowohl firmenintern als auch firmenextern. Durch erfolgreiche Terminologiearbeit im Unternehmen lassen sich Fehlbestellungen, Missverständnisse und Nachfragen reduzieren, Besprechungen und interne Kommunikationsprozesse verlaufen effizienter, die Kommunikation mit Kunden und Zulieferern wird verbessert. Ein sauberer Terminologiebestand lässt sich als Nachschlagewerk nutzen, aber auch dazu, neue Mitarbeiter zu schulen und einzuarbeiten.

Sie unterrichten Angewandte Linguistik, Terminologiemanagement und Mehrsprachige technische Dokumentation. Was meinen Sie, wie die Studenten an diese Fächer herangehen? Und welche grundlegenden Veränderungen haben Sie in den letzten Jahren beobachtet?

Zu Beginn des Studiums wissen viele Studierende noch gar nicht so recht, worauf sie sich einlassen. Die Erwartungen sind sehr unterschiedlich und nicht immer erfüllbar. Unsere Studiengänge an der Hochschule Karlsruhe haben allerdings eine Besonderheit: Stärker noch als viele andere junge Studiengänge setzen wir auf Interdisziplinarität. Wir bilden die Studierenden auf einem sehr breiten Spektrum aus. Der Studiengang Kommunikation und Medienmanagement (Bachelor und Master) ist die Fortsetzung unserer Studiengänge zur Technischen Redaktion. Sprachliche Kompetenzen werden ebenso vermittelt wie Fähigkeiten zur Visualisierung von Sachverhalten, zur multimedialen Aufbereitung, zur Programmierung, zum Informationsmanagement, aber auch zur Technik. Deutschland ist als Industriestandort sehr stark durch Unternehmen im technischen Bereich geprägt, so dass hier interessante Berufschancen im Kommunikations- und Medienumfeld bestehen – speziell, wenn die Absolventen auch die darzustellenden Inhalte verstehen.

Durch die interdisziplinäre Ausrichtung des Studiengangs ergibt sich also ein großer Spielraum, was spätere berufliche Schwerpunkte angeht. Das Aufgabenspektrum unserer Absolventen umfasst eine Vielzahl von Tätigkeiten, wie z.B. Informationsbeschaffung und -verwaltung, Konzeption, Erstellung und multimediale Gestaltung von Produktinformationen, das Entwickeln von Lehr- und Schulungsunterlagen sowohl klassischer Art als auch im Bereich E-Learning, die verständliche Aufbereitung von Ergebnissen aus Wissenschaft und Forschung, Sprachmanagement in Unternehmen sowie Öffentlichkeitsarbeit. Die Technische Kommunikation und das Medienmanagement bilden also ein innovatives und zeitgemäßes Berufsbild unserer Informationsgesellschaft.

Sagen Sie bitte etwas über Ihre neuesten Forschungen im Bereich der Terminologie und/oder Terminographie?

Im März 2014 ist die 2. Auflage unseres Best-Practice-Ordners beim Deutschen Terminologie-Tag erschienen. Das ist ein sehr schönes Projekt, da hier Theoretiker und Praktiker eng zusammengearbeitet haben und so Tipps und Tricks mit Hand und Fuß entstanden sind.

Darüber hinaus arbeiten wir im Rat für Deutschsprachige Terminologie (RaDT)/Council for German Language Terminology zurzeit an einer Positionsbestimmung der Terminologiewissenschaft. Wie schon erwähnt, ist die Disziplin noch jung, hochgradig interdisziplinär und in Entwicklung, so dass wir es für sinnvoll halten, eine Standortbestimmung vorzunehmen. Woher kommt die Terminologiewissenschaft, wohin geht sie?

Ein aktuelles Projekt und gleichzeitig eine Daueraufgabe für mich ist die ständige Überprüfung und Weiterentwicklung meines 9-Schritte-Modells zur Terminologiearbeit für Unternehmen. Ich habe das Modell vor einigen Jahren entwickelt, und begleite nun seine ständige Erprobung und Weiterentwicklung in realen Firmenprojekten.

Wie sehen Sie die Zukunft der Terminologie als Fachdisziplin und welche Neuerungen auf diesem gebiet erwarten Sie?

Zunächst einmal nehme ich mit Freude zur Kenntnis, dass Terminologie nicht länger ein Thema ist, mit dem sich nur Übersetzer und Sprachinteressierte befassen, und dass es viele junge Menschen gibt, die sich für das Thema interessieren.

In der Anwendung wird mehr und mehr die fachliche und die wirtschaftliche Bedeutung erkannt und es werden Verbindungen zum Wissensmanagement und verwandten Bereichen geschlagen. Fachlicher Wissenstransfer und Wissensmanagement sind ohne (eindeutige) Terminologie nicht möglich. Terminologie ist allgegenwärtig, und man wird sich in den kommenden Jahren noch stärker mit den wissenschaftlichen Hintergründen und mit der praktischen Terminologiearbeit auseinandersetzen, um terminologische Probleme zu lösen und die Ergebnisse in verschiedenen Bereichen zu nutzen.

Wenn von Ontologien, Taxonomien, semantischen Netzen u.Ä. die Rede ist, muss klar sein, dass diese Systematisierungen und Aufbereitungen a) ohne Terminologie und terminologische Arbeitsweisen nicht möglich sind und b) schon seit Jahrzehnten in der Terminologiearbeit in Form von Begriffssystemen, Begriffsplänen, Notationen etc. realisiert werden. Die Methoden sind also zum Teil bereits vorhanden, müssen nun aber in innovative Gebiete übertragen und dort computergestützt und multimedial umgesetzt werden.

Darüber hinaus wird die Bedeutung der Terminologie auch durch die immer noch fortschreitende Globalisierung weiter zunehmen.

Es gibt noch eine Menge zu tun und ich werde weiterhin mein Bestes geben, um unsere Studierenden auf die Herausforderungen der Zukunft vorzubereiten, auch wenn für sie die Terminologiewissenschaft nur ein Baustein ihres interdisziplinären Studiengangs ist. Aber vielleicht kann ich ja den ein oder anderen für „mein“ Thema gewinnen.

Die Interinstitutionelle Terminologiedatenbank der Eu – IATE (Inter-Active Terminology for Europe) ist die weltweit größte Terminologiedatenbank und man ist zurzeit bemüht, sie um ein semantisches Element zu bereichern. Was halten Sie von sogenannten „knowledge bases“ und wie könnte die Öffentlichkeit von IATE mit einer ontologischen Struktur profitieren?

Für Übersetzer und Terminologen ist IATE (früher Eurodicautom) schon seit langer Zeit ein hilfreiches, wertvolles Nachschlagewerk bzw. Nachschlagewerkzeug. Leider kennen es immer noch nicht genug Anwender, doch wie ich weiß, gibt es hier einige Bemühungen, den Bekanntheitsgrad zu erhöhen, wie z.B. die TermCoord-Kampagne 2013 „Let’s IATE“.

Eine Anreicherung mit weiteren semantischen Informationen ist sicher ein guter nächster Schritt, um die Nutzbarkeit der Daten(bank) zu erhöhen. Für mich beginnen „ontologische Strukturen“ damit, dass die einzelnen Einträge sauber verlinkt werden, so dass z.B. ein gezielter Zugriff auf Ober- oder Unterbegriffe möglich ist. Auch eine Visualisierung dieser Verknüpfungen ist hilfreich. Terminologen wissen die übersichtliche Darstellung von begrifflichen Zusammenhängen in Form von Begriffssystemen schon lange zu schätzen, konnten die Begriffssysteme aber bisher nur als Graphiken o.Ä. in ihre Datenbanken einbinden. Das Arbeiten mit und in begrifflichen Strukturen stärkt das Verständnis und die Brauchbarkeit der gefundenen Informationen. Ich werde die neuen Entwicklungen mit großem Interesse verfolgen und freue mich auf neue Impulse.


Interviewed by Carolina Dunaevsky

CDunaevsky2-2Born in Argentina in 1985. She graduated in 2008 from the National University of Cordoba with a Diploma in Translation. Later, she lived about 3 years in New Zealand, where she worked as a Project Manager at a Translation Agency and then as a Technical Writer. Also, she successfully took and passed the CELTA course for teaching English to speakers of other languages. In 2012 she moved to Germany, where she is about to finish her MA in Terminology and Language Engineering.